Bei Sprachentwicklungsstörungen zeigen sich Auffälligkeiten in mehreren sprachlichen Bereichen wie zum Beispiel in Artikulation, Grammatik, Wortschatz und in der auditiven Wahrnehmung. Der Störungsgrad der Auffälligkeiten kann dabei unterschiedlich ausgeprägt sein.

Artikulationsstörungen (Dyslalie)

Störungen in der Aussprache. Das Kind kann einzelne Laute oder Lautverbindungen nicht korrekt sprechen oder bilden. Es lässt Laute aus oder ersetzt sie durch andere, z.B. „Tamel“ statt „Kamel“, “Sokolade” statt “Schokolade” oder „Bume“ statt „Blume“. Diese Störung kann motorisch bedingt sein, d.h., dass das Kind einzelne Laute oder Lautverbindungen nicht bilden kann (sogenannte phonetische Artikulationsstörung) und / oder auditiv bedingt sein, d.h., dass das Kind den Unterschied zwischen den einzelnen Lauten nicht wahrnehmen kann (phonologische Artikulationsstörung). Sehr häufig sind Mischformen.

Auditive Wahrnehmung- und Verarbeitungsstörungen

Das Kind kann Gehörtes nicht verarbeiten und nicht speichern trotz eines unauffälligen Hörbefundes. Das heißt, dass Hörorgan ist gesund (das Tonaudiogramm ist unauffällig), die Schwierigkeiten sind zentral (im Hirnstamm) bedingt. Es können Schwierigkeiten bei der Geräuscherkennung und -differenzierung, im Richtungshören, bei der Hör-Merk-Spanne und bei der Lautdifferenzierung auftreten.

Sprachverständnisstörungen

Die Bedeutung von Wörtern oder Sätzen wird bei intaktem Gehör nicht verständen. Dieses Störungsbild tritt meist nicht isoliert auf, sondern ist Teil ein Sprachentwicklungsstörung.

Poltern

Ist auch eine Störung des Redeflusses, jedoch hier durch überhastetes Sprechen mit wenigen Pausen, undeutlicher Aussprache und häufig auch ungeordneter Erzählweise.

Rhinophonie (Näseln) / Lippen-Kiefer-Gaumenspalten

Beim sogenannten Geschlossenem Näseln klingt der Betroffene als wäre er verschnupft, der Luftstrom kommt verstärkt durch den Mund statt durch die Nase; die Nasallaute m/n/g sind betroffen.

Beim Offenem Näseln entweicht bei allen Lauten zuviel Luft durch die Nase anstatt durch den Mund; diese Sprechstörung findet man häufig bei Menschen mit Lippen-, Kiefer-, und Gaumenspalten.

Mutismus

Die Kinder sprechen gar nicht oder nur bei bestimmten Menschen in bestimmten Situationen, obwohl sie weder eine Hörstörung noch eine Artikulationsstörung haben (aber durchaus haben können).
Begleitende Psychotherapie kann bei diesem Störungsbild sehr sinnvoll sein.

Dysgrammatismus

Störungen im Erwerb und Gebrauch des Regelsystems der Grammatik. Wörter und Sätze werden nicht korrekt benutzt, d.h. grammatikalische Beziehungen im Satzbau wie z.B. “Ich Kindergarten gehe.” oder “Mama sauber macht.”, Pluralbildung wie “Tellers” statt “Teller”, Artikelbildung wie z.B. “der Brot” statt “das Brot”u.s.w. sind betroffen.

Semantisch – Lexikalische Störungen (eingeschränkter Wortschatz, eingeschränkte Wortbedeutung)

Das Kind kennt Begriffe nicht (sogenannter passiver Wortschatz) und kann viele Dinge noch nicht altersgerecht benennen (sogenannter aktiver Wortschatz). Ist diese Störung ausgeprägt, dann kann es zu Problemen in der Kommunikation kommen. Mitunter führt ein eingeschränkter Wortschatz auch zu Verhaltensauffälligkeiten, da dass Kind nicht in der Lage ist, sich verbal mitzuteilen. Außerdem tritt diese Störung normalerweise nicht isoliert auf, sondern in Kombination mit einer Lautstörung oder Störungen in der Grammatik.

Stottern

Störung des Redeflusses zum Beispiel durch Wiederholungen von Lauten, Silben, Wörtern und Satzteilen (Da, da,dadurch muss ich muss ich …). Dehnungen von Lauten und / oder Blockaden bei Wörtern (iiiiiich) mit oder ohne körperliche Verkrampfungen und Mitbewegungen. Oft treten Begleitsymptome wie Sprechangst, Vermeideverhalten und die Nutzung von Füllwörtern (inhaltsleere Wörter wie “ähm” oder auch nur “ä”) auf.
Im Alter von 2-5 Jahren tritt bei einigen Kinder das sogenannte „Entwicklungsstottern“ auf, welches meist von alleine wieder vorübergeht.

Myofunktionelle Störungen

Bei einer myofunktionellen Störung liegt ein fehlerhaftes Schluckmuster vor. Die Zunge drückt bei jedem Schluckakt gegen die Zähne und beeinflusst dadurch die Zahnstellung negativ. Ursachen hierfür können das Nuckeln an Daumen oder Schnullern sein, mangelndes Training der Gesichtsmuskulatur durch Bevorzugung von weicher Kost (Brei, Banane) aber auch Mundatmung durch häufige Infekte oder Allergien. Sinnvoll ist eine myofunktionelle Therapie vor bzw. während einer kieferorthopädischen Behandlung, denn eine Klammer oder Spange allein nützt nichts, wenn die Zunge weiterhin eine falsche Position während des Schluckvorgangs einnimmt.

Lese-/Rechtschreibstörung

Die Patienten haben Probleme bei der Umsetzung von gesprochener zur geschriebener Sprache und umgekehrt. Meist liegt eine auditive und visuelle Wahrnehmungsstörung vor, die auch spezieller Diagnostik bedarf.
Lachende Kinder am Baum
Papa und Baby
Mädchen lacht
Mund